Freitag, 14. September 2007

Uni und japanische Gewissenhaftigkeit...

Also in letzter Zeit ist jetzt doch ganz schön viel passiert... Kein Wunder, dass man da müde wird, erst eine Woche Ruhe, dann zwei Tage lang volle Kanne Uni-Zeugs, und jetzt haben wir schon wieder eine Woche nichts zu tun...

Den mit Angst erwarteten Placement-Test der Uni zur Einordnung in die Kurse haben wir soweit ganz gut überstanden. Es gab einen schriftlichen Test mit einem Text, mit dem wir dank zweijährigem Sawatari-Drill ganz gut umgehen konnten. Soweit also kein Problem. Dann wurden wir einer mündlichen Prüfung unterzogen. Die Dame war sehr nett, trotzdem habe ich den Test mehr oder weniger versemmelt. Mein mündliche-Prüfungs-Trauma setzt sich also fort... Komisch, dabei ist es doch gar nicht meine Art, mich um Kopf und Kragen zu reden, nur in den Fremdsprachen schaltet sich das Hirn immer erst nach den 15 Minuten Prüfungszeit ein...
Naja, jedenfalls sind wir alle im B-Kurs. Bis auf Iasbelle. Warum sie sie in den C-Kurs gesteckt haben, ist mir ein Rätsel. Aber angeblich war sie schlechter als wir anderen. Sehr seltsam, denn schließlich kommen wir von derselben Uni und haben alle einen ungefähr gleichen Stand. Aber sie wird den C-Kurs schon rocken und zu uns aufschließen. 頑張って、ね!
Den Unterrichtsplan haben wir soweit auch schon. Ich habe so gut wie jeden Tag von 9 Uhr morgens bis um 4 Uhr nachmittags. Da soll nochmal einer sagen, ich mach hier nur Urlaub!! Den Plan zu erstellen war ungefähr so schwierig, wie einen Flugzeugmotor nach kirgisischer Anleitung nachzubauen. Alles voller Kanji, die zu suchenden Kurse nach einem unmöglich durchschauberen System aufgelistet... Aber Gottseidank haben uns die Japaner dabei geholfen, ich hoffe nur, dass sie auch die richtigen Kurse angegeben haben, und uns nicht in die Pfanne gehauen haben, sonst finden wir uns nächsten Freitag in "Topflappenhäkeln für Anfänger, Teil II" wieder...

Am nächsten Tag hatten wir einen Vortrag über "Leben in Japan". Dass das ein 2,5-Stunden-Vortrag darüber sein wird, wie man sich ein Fahrrad kauft oder dass man doch bitte darauf achten soll, seine Haustür abzuschließen, wenn man das Haus verlässt, hat wohl keine von uns geahnt, sonst wären wir da nicht hingegangen. Schließlich hatten wir schon alles erledigt, was uns dort erklärt wurde - Anmeldung im Stadtbüro, Abschließen eines Handy-Vertrages, Anmelden einer Krankenversicherung, Kontoeröffnung bei einer japanischen Bank... Aber die Japaner sind eben sehr sorgfältig und sehr besorgt um das Wohl der Ausländer. Das ging sogar soweit, dass uns extra nochmal erklärt wurde, wie man eine Ampel "benutzt"...



"ääääh... wie war das noch gleich?". Gut, dass uns DAS mal jemand erklärt hat... Die letzten Wochen waren schon ganz schwierig, so ganz ohne Straßenseitenwechseln...


Nächsten Freitag gehts dann los mit der Uni. Wir haben Mikita-Sensei, der laut Berichten ehemaliger Austauschstudenten recht streng sein soll. Er machte zwar gar keinen strengen Eindruck, aber wir werden sehen...

Heute haben wir dann mal einenr ichtigen Kultur-Tag eingelegt. Miyako zeigt uns den Kyudo-Klub und den Koto-Klub, also japanisches Bogenschießen und das Spielen auf einer Art japanischer Zither.
Kyudo war recht interessant anzusehen. Als Ausländer blickt man natürlich gar nicht durch, was da passiert, aber es sah sehr erhaben aus, wie die Bogenschützen langsam mit Pfeilen und Riesenbogen ihre Positionen einnahmen... Weniger erhaben wirkte es, wenn alle Mitglieder des Vereins jedesmal laut herumschrien, wenn jemand das Ziel traf. Das dient wohl der mentalen Unterstützung der Schützen, hat mich aber das erste Mal ziemlich erschreckt...
Yuki, eine Germanistikstudentin, ist im Kyudo-Klub und kann mich dann mal mitnehmen und mir erklären, wie das Ganze funktioniert. Bei den ganzen Verhaltensregeln werde ich als Ausländerin bestimmt kein Fettnäpfchen auslassen... Ich vertraue mal auf die japanische Toleranz...

Danach waren wir im Koto-Klub, in dem gemeinsam traditionell japanisch musiziert wird. Miyako ist selbst Mitglied im Klub und spielt Flöte. Es war recht interessant anzusehen und zu -hören, für mich persönlich ist das aber wohl nichts... Schade, denn die beiden Sensei gerieten in helles Entzücken, als sie uns "Gaijin" im Raum sitzen sahen... Miyakos Flöten-Sensei rief uns noch fröhlich "please come again" hinterher, als wir den Kursraum verließen.

Aus dem riesigen Freizeit-Angebot der Uni Passendes auszuwählen, ist ganz schön schwierig. Ich denke, ich werde mal Kyudo ausprobieren, wenn ich mich da ganz blöde anstelle, können die mich ja immer noch sehr höflich rausschmeißen. Dem "Elbe"-Klub werde ich wohl auch beitreten, denn da sind viele Germanistik-Studenten Mitglied. Außerdem möchte Christina mal beim "Wandervogel" (der Klub heißt wirklich so!) vorbeischauen. Ich denke, ich gehe mir den auch mal ansehen, denn dort Mitglied zu sein ist sicherlich eien gute Gelegenheit, mal ein bisschen mehr von der japanischen Landschaft mitzubekommen...
Den Teezeremonie-Klub und en Kimono-Klub bzw. "Regeln des guten japanischen Benehmens-Klub" heben ich mir mal für nächstes Semester auf, wenn ich des Japanischen ein wenig besser mächtig bin...

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