Jaja, die Uni hat mich... Die erste Woche ist rum und ich muss sagen, dass es viel anstrengender ist, als in Marburg. hier habe ich JEDEN Tag um neun Uhr morgens Uni, das heißt ich muss jeden Tag spätestens um 8 aufgestanden sein. Für eine Nachteule wie mich nicht leicht, vor allem, weil ich mir den über die Woche mühsam antrainierten Schlafrhythmus dann am Wochenende wieder versaue...
Abendstimmung vor Studentenwohnheim
Wir haben jeden Tag Pflichtunterricht bei Mikita-Sensei, der für uns aus Marburg recht leicht ist. Wir lesen nur Texte und besprechen die Grammatik und die Vokabeln darin, also ein Kindergeburtstag, wenn man den Sawatari-Drill in Marburg einigermaßen unbeschadet überstanden hat. Die Kurse, die ich außerhalb des Pflichtunterrichts besuche, sind da schon anspruchsvoller. Aber man lernt ja auch nur was dazu, wenn sich das Niveau über dem eigenen Wissensstand befindet, also denke ich mal, dass es ganz gut ist, diese Kurse zu besuchen, auch wenn es mir (noch) schwerfällt, alles zu verstehen und mitzukriegen.
Soweit habe ich einen Konversationskurs, einen Hörverstehenkurs, einen Kanjikurs (in dem ich 25 Kanji pro Woche lernen MUSS, was ganz gut ist, weil mir da endlich mal in den Hintern getreten wird... ähem. Bin halt ein Drucklerner). Außerdem haben wir noch einen Kurs auf Englisch über japanische Religion(en) bei einem schnieken Halbjapaner und einen Kurs über japanische Geschichte, ebenfalls auf Englisch, bei einem nicht ganz so schnieken Halbjapaner, der dafür aber seinen Kurs sehr interessant gestaltet.
Das heißt also jeden Tag von neun bis vier Uni, dann Hausaufgaben und am Wochenende Vokabeln und Kanji lernen und Texte lesen. Mal sehen, ob ich das durchhalte...
Natürlich darf der Spass nicht zu kurz kommen, dafür sorgen schon die anderen Austauschstudenten, allen voran die Mexikaner.
Am Mittwoch waren wir bei einem Matsuri in Nara. Ein Matsuri ist ein shintoistisches Fest, bei dem man den Gottheiten dankt und sie ehrt. Eine Art Volksfest mit Buden, manchmal auch Feuerwerken und Vorführungen. Matsuri sind sehr traditionell und voller Rituale. Leider bringt es nichts, zu hinterfragen, warum man jetzt gerade dies oder das macht, weil die Japaner meist selber keine Ahnung haben. Man macht es einfach, weil es schon immer so gemacht wurde, und hat Spaß. Der Sake fließt meist auch nicht zu knapp.
Bei diesem Matsuri fuhren geschmückte Boote ganz langsam auf einem See am Ufer entlang, auf dem kleine Papiertütchen mit Lichtern schwammen und der von Lampions und Buden gesäumt war. War ganz nett, aber kein besonders großes Matsuri.
Trotzdem waren sehr viele Leute dort und haben dem Treiben zugesehen, sich was zu essen gekauft und ein bisschen im Schrein gespendet und gebetet.
Christina, Nicolo, und Dibs
Die anderen Austauschstudenten sind - soweit ich sie bisher kennen gelernt habe- recht nett. Hier sind Russen, Franzosen, Mexikaner, Ukrainer, Portugiesen, Brasilianer, US-Amerikaner, Indonesier, und natürlich Chinesen, Koreaner, Thailänder etc. Mit den asiatischen Austauschstudenten haben wir eher wenig zu tun, da sie meist des Englischen nicht mächtig sind und auch in anderen Kursen lernen. Für Asiaten ist es sehr viel leichter Japanisch zu lernen als für Westler, da sie wohl einen leichteren Zugang zu Grammatik und Zeichenschrift haben.
Von links nach rechts:
Tony (Franzose), etwas im Hintergrund im weißen T-Shirt Taras (Ukranier), im olivfarbenen T-Shirt daneben Mathieu (Franzose), hinter Chrissis schönem Rücken steht Dibs, dahinter mit dem Kopftuch Aleksey (Russe und Pirat), rechts neben Chrissi stehen Maria (Mexikanerin) und Jeudi (Französin).
Meist wird sich auf Englisch unterhalten, aber auch auf Japanisch. Aleksey zum Beispiel spricht kein Englisch, daher spricht jeder mit ihm Japanisch, genauso wie mit Arturo, der auch Mexikaner und nicht auf dem Foto ist. Da aber jeder auch ein bisschen Französisch und/ oder Spanisch etc spricht, gibt es immer regen Sprachaustausch. Ebenso wie interessante Gespräche über Auslandserfahrungen oder Klischees über die Menschen der anderen Länder.
Um auch mal ein bisschen Japanisch zu sprechen, muss man in die Freizeitklubs der Uni gehen. Am Freitag sind Chrissi und ich dem Wandervogel-Klub beigetreten. Außer Wandern kann man in diesem Klub auch Rafting, Kanufahren etc, also alles, was mit Bergen und Draußensein zu tun hat. Es werden kurze oder in den Ferien auch mal längere Fahrten in die vielen Berge Japans geplant, wo man dan wandert, klettert etc. Im Wandervogel ist auch ein Japaner, der Deutsch lernt, allerdings erst im ersten Jahr. Kazuda wäre gerne nach Deutschland gefahren, aber seine Eltern waren dagegen und deshalb musste er den Partneruniplatz an der Uni in Marburg sausen lassen. Er ist sehr deutschlandbegeistert und kann auch recht gut Deutsch, deshalb ist es eine Schande, dass er nicht nach Deutschland konnte.
Leider sind nicht alle Menschen, die die Möglichkeit haben, ein Jahr im Ausland zu verbringen, sich darüber bewusst, dass sie großes Glück gehabt haben und dankbar dafür sein sollten, weil sie Erfahrungen machen können, die anderen Menschen verweigert bleiben, obwohl sie es verdient haben, auch wenn es heißt, liebe Menschen zu Hause zurückzulassen und eine Zeit lang auf Gewohntes zu verzichten.
Sonntag, 30. September 2007
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