Sonntag, 13. April 2008

Wandertag! (Der zweite...)

Diesmal ging es etwas weiter hinauf. Chrissi und ich hatten uns eine Strecke durch die Wälder in den Bergen in tenris Umgebung bis auf eine höhe von 500 Metern ausgesucht. Wir taperten los, und schon ziemlich am Anfang sahen wir etwas recht Seltsames.

Einen Schrein, der um einen ca. fünf Meter hohen Wasserfall aufgebaut war. An sich ja nichts Besonderes, aber als wir uns dem Wasserfall näherten, kam uns ein bis auf ein um die Hüften gewickeltes weißes Tuch gänzlich nackter Mann entgegen, der klitschnass aus dem Wasser gestiegen war. Zu der Jahres- und Tageszeit hatte es vielleicht gerade mal 15 Grad, aber das schien dem nassen Mann nichts auszumachen, im Gegenteil, er sah eher uns verwundert an... Am Wasserfall dann sahen wir eine alte Frau, die unablässig Gebete murmelnd von einem Schreinchen zum nächsten lief. Auf dem Boden lagen überall kleine Salzhäufchen, was ich bisher noch nirgends gesehen hatte, obwohl Salz im Shinto eine reinigende Bedeutung hat (deshalb wird auch bei Sumo-Kämpfen Slaz gestreut). Vor dem Wasserfall selbst stand ein drahtiger alter Mann im Karohemd, der plötzlich anfing, komische Bewegungen zu machen.
Er spannte seinen ganzen Körper an und seine Hände waren gefaltet, bis auf die beiden Zeigefinger, die nach oben zeigten, als würde er eine Art Pistole in den Himmel richten. Dann bewegte er seine Handpistole einmal im Kreis um seinen Oberkörper und stieß kräftige Schreie aus, wie zum Beispiel beim Kampfsport.
Chrissi und ich sahen es uns eine Weile an und gingen wieder, das war usn doch nicht ganz koscher, vor allem, weil wir den Eindruck hatten, dass wir bei dem Schauspiel zwar geduldet, aber nicht wirklich willkommen waren. Leider konnte usn niemand erklären, was das Ganze für eine Bedeutung hatte, vielleicht war es eine Art Ritual für den Kami des Wasserfalls, oder es war ein Kräftigungsritual, keine Ahnung.
weiter ging es auf dem Weg, der schon bald kein Wanderweg war, sondern mehr eine Art Trampelpfad durch den Wald, immer den Berg hinauf. Der Wadl wurde schön dicht und ungepflegt, und an ein paar Bächen mit alten Baumstämmen als Brücke kamen wir auch vorbei. Und dann standen wir plötzlich vor einem kleinen Tempel, mitten im Wald!

Im Tempel saßen gerade die Mönche bei einer Tasse Tee zusammen und schwatzten. Vor dem Tempel war eine geradezu unnatürlich ebene Moosfläche mit kleinen Steinstatuen. Gerade mal ein paar Stromkabel führten zum Tempel, aber wie man hier etwas hintransportieren sollte, war mir ein Rätsel, hier wäre mit Sicherheit nicht mal eines der winzigen japanischen Fahrzeugchen hochgekommen.






Wir blieben ein Weilchen und genossen die friedliche Atmosphäre.


























Weiter ging es den Weg hinauf. Untergwes begegneten wir ein paar Wanderern. Naja, eigentlich muss man sagen, wir sahen Wandere, die uns abzogen, als wäre es nichts. Der typische japanische Wanderer ist ca. 50 oder 60, allein, zu zweit oder in schnatternden Damengrüppchen unterwegs, und ungeheuer fit. Die ziehen den Berg hoch, als wäre es nichts und kommen einem ganz entspannt wieder von oben entgegenspaziert, während man selber gerademal die Hälfte des Weges nach oben geschafft hat und schon eine Trinkpause machen muss. Das muss einem als 21-jährige Europäerin ja schon fast peinlich sein, von Senioren abgezogen zu werden! Kein Wunder, dass die so alt werden!
Naja, aber es stehen ja noch mehr Wandertouren an, vielleicht schaffe ich es dann auch mal, mitzuhalten...










Irgendwann kamen wir dann doch oben an. 500 Meter geschafft, ha! Die Aussicht war herrlich und wir hatten uns unser Mittagessen wirklich verdient.






































Auf dem Weg zurück nach Tenri über Gemüsefelder und an Obstgärten vorbei hatten wir dann nochmal ein schönes Beispiel für japanisches Laissez-faire:
Eine große Wiese, voller Kram! Halb verrostet und mit Gras und anderem Grünzeug überwachsen, eine Wiese voller alter Autoteile, Einkaufswagen, sogar zwei Roller, Schläuche, Wellblech, Plastik. und als Krönung ein ganzes Auto!



















Mal wieder ein schöner Tag, und mindestens genauso interessant wie ein Tag Sightseeing, denn so haben wir auch mal ein paar neue Schrulligkeiten der Japaner kennen gelernt ^-^

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