Sonntag, 20. Januar 2008

Sylvester in Tokyo...

... war an sich nicht allzu besonders. Wir hatten die Wahl zwischen zwei Alternativen, das neue Jahr zu begrüßen: Entweder bei der Countdown-Party oder traditionell Japanisch am Meiji-Schrein. Wir entschieden uns für Letzteres.

Nach einer kleinen Stärkung in Nara (also ca. ein halbes Dutzend Cheeseburger für Torge... schon beneidenswert...) ging es mit dem Nachtbus nach Tokyo.















Wir kamen wieder sehr früh an und wollten bei der Gelegenheit wieder auf den Fischmarkt in Tsukiji. Als wir dort waren mussten wir aber feststellen, dass im Gegensatz zum letzten Mal der Markt menschenleer war und auch die Restaurants und Läden nicht geöffnet hatten. Hmmm, 31. 12. in Tokyo, hätte ja nicht gedacht, dass in dieser Stadt irgendetwas mal stillsteht, erst recht nicht der Fischmarkt, haben dann alle Tokyoter an diesem Tag alten Fisch gegessen? Oder überhaupt keinen Fisch? Unvorstellbar...
Naja, nach diesem touristischen Misserfolg ging es dann weiter zur Ginza, wo auch alle Läden geschlossen hatten... (und erst um 10 Uhr geöffnet werden sollten... Großstadt???). Also setzen wir uns in den Starbucks (jaaaaa ich weiß, Scheißladen, aber in Japan nunmal der einzige Ort, an dem es vernünftigen Kaffee gibt und den man ÜBERALL findet...) um zu frühstücken und uns mit Koffein für den Tag zu versorgen.

Torge happy weil er einen Ferrari gesehen/ gehört hat...
Chrissi einfach so happy...











Nach ein bisschen Windowshopping ging es ins Sony-Building. Ich hatte zwar eine Reihe Playstations erwartet, gab es aber leider nicht. dafür - und das war ebenso interessant- lauter Neuigkeiten aus dem Hause Sony, inklusive ein paar Riesenbildschirme und HD-Kameras, die jede Distanz haarscharf fokussieren...
Leider kommt man mit so einem Bildschirm so schlecht ins Flugzeug...

Und dann waren wir- jaaa, ist ja gut, wie gesagt, bin auch nicht so begeister davon, aber ihr wisst ja- im Starbucks. Diesmal in dem "berühmten", von dem aus man Ausblick auf die große Kreuzung in Shibuya hat. Die Bedienung kam auch gleich angewieselt, weil man keine Fotos machen darf etc...
Den Tag haben wir dann noch irgendwie rumgebracht und uns abends mit den anderen in einem Izakaya getroffen. Kurz vor Mitternacht haben wir uns dann auf den Weg zum Meiji-Jingu gemacht. Leider hat man kein bisschen von den Glockenschlägen gehört. An buddhistischen Tempeln wird immer zum Jahreswechsel die Glocke 108-Mal geschlagen, damit wird man von den 108 Sünden des Buddhismus gereinigt. 100 Schläge sind im alten Jahr und 8 im neuen oder umgekehrt... oder weniger, hab ich vergessen. Jedenfalls halt immer um Mitternacht rum, was wir aber nicht gehört haben.
So um kurz nach zwölf kamen wir dann am Schrein an. Beziehungsweise am Ende der Schlange, die gerade am Jubeln war, weil es 12 Uhr war. Nach nur 2 Stunden, in denen ich natürlich dringend auf Tiolette musste, aber die Schlange nicht verlassen wollte, weil ich keine Chance gehabt hätte, die anderen dann in dem Gewusel wiederzufinden, waren wir auch schon am Tempel.





Während der ganzen Anstehzeit waren die Japaner wirklich wahnsinnig diszipliniert. In kleine Grüppchen aufgeteilt warteten sie geduldig, bis der Polizist, der am Anfang stand, sein Schildchen von "Bitte ein bisschen warten" auf "Bitte ein bisschen weitergehen" umdrehte, und folgten ihm ein paar Meter, bis er wieder anhielt, sein Schildchen umdrehte und das Spielchen wieder von vorne losging (wie gesagt zwei Stunden lang).
Dabei lief keiner nach vorne oder tanzte aus der Reihe.

Die vielen Polizisten, die zur Sicherheit da waren- und furchtbar zitterten vor Kälte, die armen- standen unbenutzt am Rand herum, während ich mir vorstellte, wie das Ganze wohl in Deutschland zugegangen wäre...






Rina und Philipp warteten mit uns, die anderen hatten wir abgehängt...





Nach knappen eineinhalb Stunden waren wir dann schon am Eingangstor.

Und nach zwei Stunden waren wir durch das Tor durch und am Schrein. Was dann passierte, war weit weniger würdevoll und feierlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Schrein selber war nicht betretbar, stattdessen war davor eine Art riesige Plastikwanne aufgebaut. Die Leute stürmten zum Rand der Wanne, warfen Geld hinein, beteten, klatschten, und gingen wieder. Dafür zwei Stunden anstehen? Hmmm, wenn dafür mein Neujahrswunsch in Erfüllung geht, hat sich das schon gelohnt.


Torge und ich haben uns dann noch ein Omamori gekauft, eine Art Talisman. Davon gibt es verschiedene Sorten, für Verkehrssicherheit, Gesundheit, den Kinderwunsch etc. Wir haben uns eins für gute Erfolge in der Uni geholt... Mal sehen, obs was bringt, Jetzt hängt es erstmal über meinem Schreibtisch...
Ein Omikuji haben wir uns auch gekauft, also eine Art Orakel für das neue Jahr. man schüttelt einen Holzzylinder, bis ein Holzstäbchen herausfällt. Man bekommt einen Zettel, je nachdem, welche Nummer auf dem Stäbchen stand. Und auf dem Zettel steht dann ein Gedicht des Meiji-Tenno oder seiner Frau plus Interpretation. Auf meinem stand- nach meiner Interpretation- nichts Schlechtes, auf Torges auch nicht. Wir haben die Zettelchen aufgehängt, was natürlich falsch war, wie ich später von Mikita-Sensei erfahren habe. Man hängt nur die schlechten Orakel auf, damit die Kami-sama, also die Shinto-Gottheiten- sie mit sich nehmen. Naja, die Kami-sama werden hoffentlich wissen, dass man bei trotteligen Ausländern ein Auge zudrücken muss...

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