Die Uni lud im Juli ein zu einem Ausflug nach Nara, der über zwei Tage dauern sollte. Das Programm sah vor, nachts in einem buddhistischen Tempel zu übernachten und morgens mit den Mönchen zu beten, außerdem Nara besser kennenzulernen.
Nach der Vorstellung der Teilnehmer ging es nach draußen, auf ein großes Gelände nahe dem Todaiji. Die Shika waren auch schon da, aber wie immer wenig beeindruckt von den vielen Menschen.
Abends sollte auf der großen Wiese eine Illumination stattfinden, wofür wir entlang weißer Linien auf dem Boden bunte Plastikbecher aufstellten.
Diese füllten wir dann mit Wasser und setzten schwimmende Kerzen hinein. Keiner von uns wusste, welche Figur ausgelegt wurde. Als es langsam dämmerte, wurden alle Kerzen angezündet.
Von ein bisschen weiter weg konnte man dann auch einigermaßen erkennen, was die Kerzen für eine Form bildeten: Einen fliegenden bunten Phönix. Im Hintergrund der Todaiji im Sonnenuntergang mit den goldenen "Hörnchen".
Nach der Illumination ging es weiter zum Tempel, in dem wir übernachten sollten. Dort erhielten wir das Programm für den nächsten Tag.
Geschlafen wurde schön nach Männlein und Weiblein getrennt in großen Schlafsälen mit Futons, und natürlich konnte im Mädelsschlafsaal erst das Lichet ausgemacht werden, nachdem ausgiebig geschnattert wurde.
Lange konnten wir uns aber nicht ausruhen, denn am nächsten Morgen klingelte um 4.30 Uhr der Wecker. In Worten: Vier Uhr Dreißig!!! Kein leichtes Leben als Mönch, aber so war es ja ursprünglich auch nicht gedacht... Um fünf Uhr tingelten wir also über den Hof zur Pagode, wo das Gebet stattfinden sollten. Wir bekamen alle einen Text und die Mönche begannen das Gebet, das von ihnen als eine Art Gesang vortragen wurde, wirklich sehr stimmungsvoll, vor allem, weil während des Gebetes die Sonne aufging.
Nach dem Gebet sollten wir laut Programm arbeiten, und zwar das Tempelgelände pflegen. Wir bekamen alle Handschuhe und Gärtnerhüte. Die Aufgabe war aber eher pro forma, also zupften wir ein bisschen auf dem Rasen herum, bis es das Frühstück vorbereitet war.
Es gab das traditionelle Frühstück der Mönche: Misosuppe mit etwas Reis, dazu eingelegten Rettich, Algen und sauer eingelegte Pflaume. Ganz am Ende sollte man die Schale mit der sauren Pflaume auswischen und sie als letztes essen. Ich persönlich mochte das Frühstück, auch wenn es doch ein wenig zu kohlehydratarm für jeden Tag wäre... Wie gesagt, kein leichtes Leben als Mönch...
Nach dem Frühstück ging es weiter in die Innenstadt. Dort wurde uns gezeigt, wie man traditionell Tuscheblöcke herstellt, die dann später mit Wasser aufgerieben werden, um als Tinte für Kalligraphie benutzt zu werden. Die schwarze Kugel, die der Herr rechts hochhält, hatte er kurz vorher mit hohem Kraftaufwand geformt. Aus solchen Kugeln werden dann letztlich die Tuscheblöcke gepresst, die speziell geprägt werden, mit Gold und ähnlichem verziert werden und dann mehrere Wochen trocknen müssen. Wir bekamen jeder ein kleines Kistchen mit Tuscheblöcken (die übrigens einen ganz eigenen, intensiven würzigen Duft haben).
Danach ging es nach draußen zum Mochiklopfen. Dafür wird gekochter süßer Klebreis in einem Steintopf geschlagen, bis er sich zu einer leicht zähen Masse verklebt und die einzelnen Reiskörner nicht mehr auszumachen sind. Ebenfalls einen anstrengende Arbeit, natürlich für diejenigen, die mit Holzhammern auf den Reis einschlagen, aber vor allem für denjenigen, der zwischen den Schlägen immer wieder den Reiskloss wendet. Das Ganze passiert in einem recht flotten Takt, weshalb schon ein paar Sekunden Abweichung reichen, um die Hand unter den Hammer zu bekommen...
Schließlich bekam jeder von uns noch eine kleine Falsche mit Sake, deren Etikett wir verzieren sollten. Das Ganze durften wir als Andenken behalten.
Ganz am Ende sollten wir dann noch über die vergangenen zwei Tage diskutieren. Hier zeigten sich dann die ersten Ermüdungscheinungen, ich jedenfalls hab noch eine gute runde geschlafen als ich wieder nach Hause kam. So ein Leben als früher Vogel ist halt doch nicht für jeden etwas...
Dienstag, 30. März 2010
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