Sooo, ist ja schon eine ganze Weile her seit dem letzten Eintrag. Aber es gab auch nix zu schreiben, weil wirklich nix passiert ist. Ich hatte Prüfungen und musste lernen und ich brauche ja nicht darüber schreiben, wieviele Kaffeetassenabdruckringe in den zwei Wochen auf meinem Schreibtisch hinzugekommen ist. (Grüner Tee hin oder her, ohne Kaffee lernen geht leider nicht, aber dank globalem Handel ist das ja kein Problem).
Nach den Prüfungen haben wir jetzt erst mal 5 Tage "Mini-Ferien", weil die Immatrikulationstests die Uni lahmlegen und am Montag ein Feiertag ist (da soll nochmal jemand sagen, die armen Japaner hätte so wenig Urlaub im Jahr! Aber mir solls recht sein...).
Am Samstag wurden wir jedenfalls von der Uni zum Kabuki in Osaka eingeladen, worauf ich mich ja schon seit Langem gefreut habe. Kabuki ist ein wichtiger Teil der japanischen Kultur und vielleicht mit Oper gleichzusetzen. Es stammt aus der Edo-Zeit, wie auch das Noh-Theater. Im Gegensatz zum Noh, das Einflüsse aus dem Buddhismus hat und für die gehobeneren Gesellschaftsschichten gedacht war, ist Kabuki für den "Pöbel", also für das Bürgertum (wobei man das ja nicht sagen darf, weil es ja keine Bürger in Japan gab... oder so... herrje! Alles für die Zwischenprüfung gelernt und schon vergessen!).
Aber zurück zum Kabuki.
Das Kabuki-Theater in Osaka, mitten in Namba, umgeben von Neonlichtern...
Für das Theater hatten sich viele japanische Besucher richtig schick gemacht, obwohl es zwei Uhr nachmittags war. Viele Frauen hatten traditionelle Kimono an, und sogar eine Maiko (Geisha in Ausbidung) in voller Montur war dort, sodass es schon Spaß gemacht hat, vor der Vorstellung und während der Pause die Menschen zu beobachten.
Man kann die Maiko vielleicht ein bisschen auf dem Foto links hinter Piti erkennen:
Wir waren übrigens die einzigen Ausländer dort. Wahrscheinlich wagen sich viele Ausländer nicht ins Kabuki, weil es wirklich sehr japanisch ist; hohe Kunst, die für Nicht-Japaner schwer verständlich ist, und -ehrlich gesagt- auch nicht so leicht auszuhalten ist.
Mitgespielt hat Tamasaburo Bando, ein sehr bekannter Kabuki-Spieler. Traditionell werden auch Frauen-Rollen von Männern gespielt, und anders als bei Shakespeare-Stücken hat sich das bis heute nicht geändert.
Im Stück hatte er eine der zwei weiblichen Rollen, außerdem hat er den "weißen Löwen" gespielt, auf dem Plakat ist er in seinen drei Rollen zu sehen.
Fotos oder Aufnahmen von der Vorstellung selbst zu machen, war streng verboten. Ich habe trotzdem ein, zwei Bildchen und Videos gemacht, die Qualität ist natürlich nicht soo gut, weil ich die Kamera nicht so hoch halten konnte wegen der Aufpasser. Außerdem saßen wir im dritten Stock in der Loge und hatten keine allzu gute Sicht. Dafür haben unsere Tickets auch nur ca. 30 euro gekostet, während man für Parketttickets schon gute 110 Euro zahlen musste.
Die Bühne war komplett aus Holz, hinten saßen auf einer kleinen Tribüne die Musiker, 7 Sänger, 7 Shamisen-Spieler (ein dreisaitiges Instrument, ein bisschen wie ein Banjo und auch von Geisha oft gespielt), vier Trommler, ein Flötist und ein Musiker mit einer größeren Trommel. Die ganz große Trommel war hinter der Kulisse versteckt, kam aber auch oft zum Einsatz.
Die Spieler haben sich im vorderen Teil der Bühne und auf einem Steg, der ins Publikum hineinreicht, bewegt. Dieser Bereich war, im Gegensatz zum Rest der Bühne aus massivem Holz, mit lauter Holzplanken belegt. Die Schauspieler sprangen manchmal hoch, um ihr Spiel mit dem lauten Knallen der Planken zu unterstreichen. es gab auch zwei kleine Hebebühnen, die für einen besonders dramatischen Auftritt der Schauspieler sorgten.
Die Musik war... naja, ungewöhnlich. Sehr japanisch, das, was Weslter eben nicht gewohnt sind, und was oft als "Katzenmusik" bezeichnet wird. Die Musik ist eher rhythmisch als melodisch, und der Gesang sehr langgezogen und von Ausrufen unterbrochen.
Aber hört selbst:
Leider nicht auf dem Video ist der überbegeisterte Fan in unserer Loge, der immer wenn die Schauspieler die Bühne betraten oder etwas Tolles machten, ihnen laut zujubelte und sie anfeuerte. Während der Vorstellung brach das Publikum auch in lautes Klatschen aus, gelacht wurde auch oft. Die Schauspieler waren aber auch toll, zeigten perfekte Körperbeherrschung bis in den kleinen Finger, sangen, tanzten, und waren trotz der schweren Kostüme immer in Bewegung, sprangen, turnten und rannten auf der Bühne herum.
Ich fand es trotzdem erträglich, und hatte auch nach der dreistündigen Vorstellung nicht das Gefühl akustisch gequält worden zu sein.
Die Musiker saßen während der ganzen Zeit übrigens im "Seiza", also in der japansichen Hocke. Und sind nach der Vorstellung einfach aufgesorungen, als wäre nichts gewesen... Beneidenswert.
Besonders toll waren die Kostüme und das Make-up der Schauspieler. Die Kostüme waren meist aus schwerer, sehr farbenprächtiger Seide und mit Stickereien und Gold verziert. Außerdem haben die weiblichen Rollen auf der Bühne mehrmals die Kostüme gewechselt. Dazu kamen die unauffällig gekleideten Helfer dezent auf die Bühne gerutscht, der Schauspieler drehte sich kurz um, die Helfer lösten irgendwelche Bändchen oder Knöpfe, und innerhalb einer Sekunde zogen sie blitzschnell das Kostüm vom Körper des Spielers, der dann in einem komplett anderen Kostüm dastand. Das alles geht so schnell, dass man nicht genau sieht, was da eigentlich passiert. In unserem Fall haben die Spieler nur die Kimono gewechselt, was ja noch irgendwie vorstellbar ist, aber in viele anderen Stücken ist auch auf einmal der Haarschmuck und der Obi (der breite Kimono-Gürtel) ein anderer als vorher. Wie das gehen soll, weiß ich nicht, allein zum Binden bzw. Auswickeln eines Obi braucht man -geübt!- mehrere Minuten.
Und hier die einzigen Fotos der Vorstellung:
Hier hat Bando gerade tanzend den weißen Löwen dargestellt und seine Mähne geschüttelt.
Jaja, war schon ein Erlebnis. Und dazu hat es den ganzen Tag geschneit.
Der Schnee war am nächsten Tag natürlich weg, aber zumindest auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause konnten wir noch eine kleine Schneeballschlacht machen.
Sonntag, 10. Februar 2008
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1 Kommentar:
Wiiii!!!!
*ejem*
I really liked Kabuki!!!
Ahhh U´re so clever U could film.
MUahahaha!!!
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