Sonntag, 10. Juli 2011

Okinawa

Das Jahr in Japan neigte sich dem Ende zu, aber eine große Reise stand noch aus - Okinawa! Trotz leerer Kasse musste ich natürlich  wenigstens einmal Japans südlichste Präfektur besucht haben. Also ging es auf zu Okui-san ins Reisebüro und schon kurz darauf saß ich mit Chrissi am Flughafen.









 Spätabends kamen wir auf Ishigaki an und machten uns auf die Suche nach etwas Essbarem, was wir auch in Form von yagi-soba, einer leckeren Nudelsuppe mit Ziegenfleisch, fanden. Dabei machten wir Bekanntschaft mit dem sehr herzlichen und etwas kauzigen Besitzer des Restaurants, Tony. Er stellte uns jede Menge Fragen und zeigte uns sein Gästebuch mit Einträgen in allen möglichen Sprachen. Uns fiel auf, dass die Wände voller Postkarten aus aller Welt hingen. Tony war offenbar sehr angetan von den vielen ausländischen Touristen, die bei ihm einkehrten. Natürlich mussten wir gleich einen Schnaps mit ihm trinken.
 




Am nächsten Morgen deckten wir uns in der Einkaufspassage mit Obst für das Frühstück ein. Leider konnten wir keine der Mangos probieren, für die Okinawa bekannt ist. Diese waren nämlich schlicht unbezahlbar. Wie kostbare Schätze lagen sie in Holzkisten, sorgsam verpackt und auf Hochglanz poliert. Und wie kostbare Schätze mussten sie wohl in Gold aufgewogen werden, anders konnten wir uns den Preis von teilweise 30 Euro pro Stück einfach nicht erklären. Schade, aber die Ananas und Babybananen waren auch seeehr lecker.

Auf unserem Weg zum Strand, wo wir die Fähre nehmen wollten, kamen wir zufällig wieder bei Tony vorbei, der uns mit großem Hallo begrüßte. Natürlich hielten wie noch einen kleinen Plausch mit ihm und natürlich mussten wir ein Schnäpschen mit auf den Weg nehmen. Es war zwar noch nicht mal Mittag, aber Tonys herzliche Gastfreundschaft konnten wir einfach nicht ausschlagen.
Sehr gut gelaunt ging es weiter zum Hafen.

Das hier ist übrigens Tonys Plakat mit treffender Karikatur. Auf der Insel ist er bereits so eine bekannte Instanz, dass seine Nudeln nur "Tony-soba" heißen. Einen eigenen Eintrag im Lonely Planet hat Tony auch schon.











Mit der Fähre ging es nach Taketomi-jima, einer niedlichen kleinen Insel südwestlich von Ishigaki. Auf Taketomi kann man noch ein wenig von der Ryukyu-Kultur erleben. Ursprünglich gehörte Okinawa zum Königreich Ryukyu, bis es 1879 zur Präfektur Japans gemacht wurde. Die Kultur und die Sprache der Ryukyu verschwindet seitdem zusehends. Taketomi ist wie eine Art Freilichtmuseum, auf der ganzen Insel gibt es keine einzige geteerte Straße, stattdessen läuft man auf Wegen mit winzigen Korallenteilchen. Wegen der vielen schönen Strände ist Taketomi bei den Touristen beliebt. Man kann mit Wagen fahren, die von Wasserbüffeln gezogen werden, oder einfach nur über die kleine Insel schlendern und sich die idyllischen Häuser ansehen. Überall wächst roter Hibiskus.

Die schönen Strände haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen.











Abends gab es dann noch eine typische Spezialität Okinawas: Chanpuru. Es ist ein Gericht, das  aus frittiertem Tofu und Gemüse besteht. Meist ist auch Goya eine Zutat, eine bittere Gurkenart die hauptsächlich auf Okinawa wächst und sehr gesund sein soll. (Es wird manchmal behauptet, dass die Goya verantwortlich sein soll für das erstaunlich hohe Alter der Einwohner Okinawas). Zugegeben, das alles klingt jetzt nicht so verlockend, aber es schmeckt wirklich gut und es gibt eigentlich nichts besseres nach einem Tag am Strand!





Am nächsten Tag ging es wieder mit der Fähre nach Westen auf die Iriomote-Jima. Diese Insel ist besteht noch zum großen Teil aus Dschungel und Mangrovenwäldern. Sie ist etwas größer als Ishigaki, also hielten wir es für eine gute Idee, ein Auto zu mieten. Schnell war auch eine günstige Vermietung gefunden und wir nahmen Platz in einem der japanischen Raumwunder, die uns auch auf Shikoku und in Tenri gute Dienste geleistet hatten. Verwöhnt von dem, was wir für japanischen Standard hielten, fragten wir die Dame von der Vermietung erstaunt, ob denn unser Auto gar kein Navi besäße. Sie hat nur gelacht und uns dann erklärt, dass ein Navi auf Iriomote kaum vonnöten ist, da es nur eine einzige Straße gibt, die immer an der Küste entlang führt und die nicht mal um die ganze Insel herumreicht. Man kann quasi nur einmal die Osthälfte der Insel entlangfahren, dann muss man den selben Weg wieder zurück.


Auf Iriomote gibt es auch schöne Strände, aber etwas einsamer als auf Ishigaki und Taketomi. Ein Strand bietet etwas ganz Besonderes: Der Sand des Hoshisuna-no-hama soll aus winzigen sternförmigen Körnchen bestehen (eigentlich die Skelette kleiner sternförmiger Lebewesen). Diesen "Sternenstrand" sind wir lange abgelaufen, leider hatten wir aber nicht das Glück, das dazugehört, um  den Sternensand zu finden.


Und noch etwas Besonderes hat die Fauna Iriomotes zu bieten: Die Iriomote-Katze. Sie ist eine der seltensten Katzenarten der Welt und lebt in den Mangrovenwäldern der Insel. Überall stehen Warnschilder mit dem Bild der Katze an der Straße. In echt habe ich aber leider keine gesehen.














Am nächsten Tag haben wir den Strand von Iriomote besucht und waren dort schnorcheln. Leider habe ich mir einen dicken Sonnebrand geholt, der sogar zu einer Brandblase führte - auf meinem linken Ohr. Danach habe ich mich erstmal mit Sonnencreme eingedeckt, die es in den Kombinis nur in Miniformat gab- in Japan herrscht das Schönheitsideal reiner weißer Haut, weswegen die meisten Japanerinnen ihre Haut auch bei heißesten Temperaturen komplett bedeckt halten und teilweise mit Sonnenschirmen unterwegs sind, um ja kein noch so kleines Sonnenstrählchen abzubekommen. An manchen Fahrrädern gibt es eine Art Abdeckklappe für die Hände am Lenker, sodass man seinen Handrücken beim Fahren nicht der Sonne aussetzt. Undenkbar also, dass man sich wie hierzulande in die Sonne legen würde, um sich zu bräunen. Entsprechend unnötig ist es, sich Sonnencreme zu kaufen, da man ja sowieso komplett bekleidet ist. Zu kaufen gibt es sie deswegen auch nicht in Halbliterflaschen wie in Deutschland, sondern wenn überhaupt nur in winzigen Fläschchen und mit LSF 50.

Achja, falls übrigens noch jemand denkt, dass ich es nicht ernst meine, wenn ich sage, dass man in Japan überall, wirklich ü-ber-all einen Getränkeautomaten finden kann, sogar in der tiefsten Pampa, sodass man sich wundert, woher zu Kuckuck dieser Automat überhaupt seinen Strom bekommt - hier ist das Beweisfoto!



Zurück auf Ishigaki fuhren wir abends zum Leuchtturm, um den Sonnenuntergang zu genießen, was sich auch wirklich gelohnt hat. Wir haben uns auf die Felsen rund um den Leuchtturm gesetzt und konnten direkt in die sinkende Sonne am Horizont sehen.



Untermalt wurde die Szene noch von einem Schwarm Libellen, die rund um den Leuchtturm schwirrten. Wirklich ein schönes Plätzchen!
Abends gönnten wir uns noch eine ordentliche und superleckere Portion Chirashi-zushi.




Auch interessant ist, dass man auf Okinawa an vielen Stränden solche "Schlangebiss-Notfallkästchen" finden kann. Sie wurden aufgestellt für den Fall, dass man von einer Habu gebissen wird. Die Habu ist eine Schlangenart, die vor allem auf Okinawa lebt, giftig ist und bis zu drei Metern lang werden kann. (Und es gibt sie auch im Ganzen in Schnaps eingelegt zu kaufen, eine Spezialität Okinawas. Schmeckt nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt, aber der Anblick der Schlange in der Flasche kann einen schon abschrecken). Für den Fall also, dass man von einer Habu gebissen wird, stehen Flaschen mit Essig in den Notfallkästchen, mit dem man sich die Wunde auswaschen kann. Trotzdem sollte man schnellstmöglich ein Krankenhaus aufsuchen.

Weiter ging es in den Palmengarten. Vorher gab es noch einen leckeren frisch gepressten Saft aus Mango, Drachenfrucht oder Ananas, wie man sie an fast jeder Ecke kaufen kann. Diese Säfte sind in der Zeit auf Okinawa quasi zu unserem Hauptnahrungsmittel geworden, einfach lecker.















Auch Ishigaki ist nicht so groß, als dass man nicht irgendwann mit dem Auto an "das Ende" der Insel käme. Eine schöne Aussicht hat man beim Fahren aber allemal.








Durch Zufall kamen wir auch an diesem Restaurant vorbei, in dem wir gleich mal zum Abendessen blieben. Auf einer Terrasse mit toller Aussicht haben wir gleich mal das bestellt, was die japanischen NAchbarn aßen: Frische Garnelen, direkt am Tisch auf einem kleinen Tongefäß gegrillt. Dazu noch ein letztes mal Yagi-soba. Mjamm!




















Schließlich ging auch diese letzte Reise zu Ende und wir traten den Rückflug an. Ich kann nur jedem empfehlen, nach Okinawa zu fahren! 

Samstag, 28. Mai 2011

Haha, Ausländer im Yukata!

--- wird sich wohl jeder Japaner gedacht haben, der uns so in voller Montur durch Nara klappern gesehen hat. Aber das war es wert!















Und hier die versammelte Truppe in ihrer ganzen Pracht. Von links nach rechts: Chrissi, ich, Dibs, Susi, Steffi, Piety.

Freitag, 27. Mai 2011

Hiroshima

Die Gelegenheit, nach Hiroshima zu fahren, erhielten wir dank Fumiko, die auch schon in Marburg studiert hatte. Sie lud uns ein, ihre Familie zu besuchen.
In Hiroshima kommt man natürlich nicht umhin, sich mit dem Atombombenabwurf auf die Stadt vor über 60 Jahren zu beschäftigen. Allein schon die Atombombenkuppel hinterlässt nachhaltigen Eindruck. Früher befand sich in diesem Gebäude die Japanische Industrie- und Handelskammer. Die Bombe explodierte quasi direkt über diesem Gebäude und zerstörte es bis auf die Überreste, die heute als Mahnmal im Friedenspark von Hiroshima stehen.





Mit dem Boot fuhren wir nach Miyajima, eine Insel, die berühmt ist, weil sich auf ihr der Itsukushima-Schrein befindet, und wo - noch wichtiger-  das zum Schrein gehörende Torii direkt davor im Wasser steht. Miyajima gehört neben Matsushima bei Sendai und der Amanohashidate bei Kyoto zu den "drei berühmten Landschaften" Japans. Das Torii, das im Wasser zu schweben scheint, gehört zu den meistfotografierten Touristenattarktionen des Landes. Da haben wir uns natürlich angeschlossen und viiiel geknipst.



Auf der Insel selbst begegneten wir dann wieder den Shika, die uns ja schon in Nara die Haare vom Kopf bzw. die Kekse aus den Händen gefressen hatten und uns dabei durch den ganzen Park verfolgten. Hatte wir bisher gedacht, die Nara-Shika wären aufdringlich, wurden wir nun eines besseren belehrt. Wer nach Miyajima fährt, dem rate ich, bloß nichts Essbares irgendwo sicht- oder riechbar am Körper zu tragen, die Shika finden und vernichten es! Jedweden Gegenstand aus Papier, insbesondere die Informationszettel, die man auf der Fähre bekommt, sollte man gut wegstecken, denn die Shika machen auch davor nicht halt.












Wer von den Shika-Attacken verschont bleibt, amüsiert sich natürlich königlich über die Tierchen, die nun wirklich überhaupt keine Berührungsängste mehr haben und auch gerne mal den Leuten in diverse Körperteile kneifen, um Futter einzufordern.















Auf diesem Foto eines der wenigen friedlichen Shika (wahrscheinlich war es nur grad sehr satt oder erschöpft davon, Touristen mit Papier in der Hand durch die Gegend zu jagen. Oder es probiert den neuen Trick aus: Totstellen, bis die Touristen nah genug sind, dass man ihnen die Hüte klauen kann).

Selbst ein kurzer Schnappschuss war nicht möglich, ohne dass ein Shika von irgendwoher angerannt kam und man sämtliche Gegenstände aus Papier in Sicherheit bringen musste.

Und hier ein Beispiel für die ausgefeilte Technik der Shika zur Futterbeschaffung an Touristen.
Schritt 1: Ganz niedlich tun, um sich nah genug an das Opfer heranschleichen zu können.












Langsam und vom Opfer unbemerkt die Zudringlichkeit erhöhen, um eventuelle Futtervorräte ausfindig zu machen, bis hin zu Schritt 2: Taschen durchsuchen.

Bei ausbleibendem Erfolg schließlich Schritt 3: Direkter tätlicher Angriff des Opfers!

 Die zudringlichen Shikas auszuhalten ist es aber wert für diesen Anblick:


Schließlich, gab es zur Stärkung noch eine lokale Spezialität zum Abendessen: Anago, also Salzwasseraal. Sehr lecker!